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Flamingos in einem Reisfeld bei Jolanda Di Savoia: Die Vögel haben es nicht auf die Körner abgesehen

Foto: Niccolo' Luppone / AP

Im Nordosten Italiens ärgern sich Landwirte über unerwartete neue Schädlinge: Flamingos. Scharen dieser in der Region erst seit Kurzem anzutreffenden Spezies haben es auf die überfluteten Felder abgesehen,auf denen in der Provinz Ferrara,zwischen Venedig und Ravenna,Risottoreis angebaut wird. Dabei interessieren sich die langbeinigen Vögel nicht für die Setzlinge,sondern wühlen mit ihren Füßen den Boden auf,um im seichten Wasser nach Weichtieren,Algen und Insekten zu suchen. Der Reis ist dabei nur ein Kollateralschaden.

Um sich gegen die Plage zur Wehr zu setzen,haben die Reisbauern begonnen,Tag und Nacht bei ihren Feldern zu patrouillieren und die Vögel zu verscheuchen. Sie hupen mit ihren Lastwagen,schlagen auf Fässer. Manche feuern sogar kleine Gaskanonen ab,die donnernde Knallgeräusche verursachen. Der Lärm scheucht die Vögel auf,treibt sie meist aber nur dazu,zu einem anderen Reisfeld in der Nähe zu fliegen,das sie dann zertrampeln.

Der Landwirt Enrico Fabbri sagte der Nachrichtenagentur AP,er sei entmutigt,nachdem er in einigen seiner Anbaugebiete Produktionsverluste von bis zu 90 Prozent hinnehmen musste. »Das ist neu,so was hat es noch nie zuvor gegeben. Man investiert so viel Zeit und Sorgfalt,um die Felder zu bestellen«,so der 63-jährige Fabbri. Wenn dann die Ernte vernichtet werde,fühle sich das an,»als würde einem jemand ein neugeborenes Kind wegnehmen.«

Die Vögel sind Exil-Spanier

Eigentlich würden die Tiere in den nahe gelegenen Comacchio-Tälern nisten,einem Naturschutzgebiet südlich der Mündung des Flusses Po,sagt Roberto Tinarelli,Ornithologe und Präsident der Ornithologenvereinigung Emilia-Romagna. Sie hatten dort im Jahr 2000 aufgrund einer Dürre in ihrer eigentlichen Heimat Südspanien nach Nistplätzen gesucht. Nun scheinen sie von der Adriaküste weiter ins Inland gewandert zu sein.

Zuvor seien Flamingos auf Seen in Nordafrika,Teile Spaniens und einen kleinen Teil der französischen Camargue beschränkt gewesen,sagt der 61-jährige Tinarelli. Bislang gibt es noch keine Studien,die erklären,warum die Flamingos damit begonnen haben,weiter im Landesinneren nach Nahrung zu suchen.

Weniger Wasser wagen

Die Bauern fluten die Reisfelder vom späten Frühjahr bis zum Frühsommer,um neu gepflanzte Reissamen zum Keimen zu bringen. Bis die Reisfelder nach einigen Wochen trockengelegt werden,stellen die Flamingos eine Bedrohung dar.

»Natürlich suchen wir nach Antworten«,sagt Massimo Piva,ein 57-jähriger Reisbauer und Vizepräsident des örtlichen Bauernverbandes. »Aus ökologischer Sicht ist das alles wunderschön,« aber man dürfe nicht vergessen,dass der Reisanbau sehr teuer und aufwendig sei. »Das sind wunderschöne Tiere,ihre Art sich zu bewegen und ihr Verhalten sind beeindruckend«,sagt Piva. Dennoch müsse man versuchen,»ihre Präsenz so weit wie möglich einzuschränken“.

Der Ornithologe Tinarelli hat verschiedene Lösungen zur Flamingoabwehr vorgeschlagen,die humaner und wirksamer seien als die aktuell genutzten sehr lautstarken Methoden. So könne man etwa die Reisfelder mit hohen Bäumen oder Hecken umgeben. Weit schneller ließe sich aber wohl ein anderer Vorschlag umsetzen,der vorsieht,den Wasserstand in frisch bepflanzten Reisfeldern von bisher 30 Zentimeter auf fünf bis zehn Zentimeter zu reduzieren.

Tinarelli: »Das reicht für das Wachstum des Reises aus,ist aber für Flamingos,die im Wasser wühlen müssen,deutlich weniger attraktiv.«

mak/AP

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